Salutogene Arbeit – Was ist das eigentlich?

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Salutogene Arbeit bedeutet gesundheitsfördernd und gesundheitserhaltend.

In den letzten Jahren wurde das Thema Gesundheit in Bezug auf Arbeitsumgebung und Arbeitsgestaltung immer mehr in den Vordergrund gerückt. Grund dafür sind natürlich auch die krankheitsbedingten Ausfälle, die zu Störungen in den Betrieben und zusätzliche Kosten führen. Soweit wurde das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ sogar gesetzlich verankert. Oft aber erschöpfen sich die Maßnahmen in der Gestaltung des Arbeitsplatzes, wie beispielsweise einen neuen ergonomischen Drehstuhl, oder in den jährlichen Sicherheitsunterweisungen, wie sitze ich richtig oder was muss ich auf einer Leiter beachten. Aber der Begriff salutogene Arbeit enthält noch viel mehr Themen. Wenn es um Burnout und seine Folgen geht, werden andere Themen wichtig, denn ein neuer Bildschirm hilft zwar gegen physische Folgen einer Überbelastung der Augen, aber die psychischen Folgen einer Überlastung bleiben dabei unberücksichtigt. Es ist Zeit sich das einmal genauer anzusehen – egal ob Mitarbeiter oder Chef.

Salutogene Arbeit basiert auf drei Komponenten
Der amerikanische Autor und Medizinsoziologe Aron Antonowsky (1923-1994) hat den Begriff Salutogenese geschaffen. Er erkannte drei wesentliche Faktoren, die auch unter prekären Bedingungen gesundheitsfördernd wirken und Ressourcen zur Bewältigung bieten. Das Kohärenzgefühl sah er als persönliche Ressource, um auch in belastenden Situationen gesund zu bleiben. Das Kohärenzgefühl eines Menschen basiert demnach auf folgenden drei Faktoren:
Dem Gefühl der Verstehbarkeit von Ereignissen und Situationen.
Das Gefühl, auch schwierige Situationen meistern zu können und ihnen nicht in unkontrollierbar ausgeliefert zu sein. (Handhabbarkeit)
Das Gefühl, dass das, was ich mache, einen Sinn hat. (Bedeutsamkeit/Sinnhaftigkeit)

Ausbildung Burnoutberater, Lehrskript 3, S. 32 ff.

Ursachen für Stress und Burnout erkennen

Wenn man diese drei Faktoren, Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit, mal in Bezug zur eigenen Arbeit betrachtet, dann könnte es sein, dass da einige „Ungereimtheiten“ auftreten. Es geht dabei nicht allein um den Umstand, dass die Arbeit an sich vielleicht nicht sinnvoll oder nur schwer handhabbar erscheint, sondern auch um die Tatsache, inwieweit man selbst diese Themen hinterfragt hat. Oft ergreift uns Routine und wir akzeptieren, was uns eigentlich stört. Da gibt es Situationen, in denen wir uns als „Opfer“ als von außen gesteuert fühlen, und erleben diese Ohnmacht, nichts dagegen tun zu können. Wir nehmen die Ursachen und Auslöser als unveränderbar und gegeben hin. Ebenso kann es sein, dass Prozesse und Abläufe wenig sinnvoll und unverständlich erscheinen, aber wir hinterfragen sie nicht und suchen nicht nach Erklärungen. Wenn dann auch noch tagtäglich Aufgaben hinzukommen, deren Sinn wir nicht erkennen bzw. deren Ausführung für uns nicht scheinbar zu irgendeinem Erfolg beitragen, dann kommen zunehmend Tage, an denen wir frustriert und erschöpft nach Hause kommen und unsere Arbeit nur noch als belastend wahrnehmen. Es wird dann Zeit, etwas genauer hinzuschauen.

Verstehbarkeit

Es geht darum, dass ein Vorgang nachvollziehbar ist und man weiß, warum es so ist. Wenn eine Aufgabe vollständig ist, also Auslöser, Teilschritte und Ergebnis enthält, so ist es für den Einzelnen nachvollziehbar, warum etwas getan werden muss, wie die Schritte ineinander greifen und er kann sich durch das Ergebnis selbst kontrollieren, bzw. selbst den Erfolg für sich erkennen. Führt man aber Teilaufgaben aus, ohne deren eigentlichen Zusammenhang mit dem Großen und Ganzen zu kennen oder zu verstehen, und weiß man nicht zu welchem Erfolg dieser Teilschritt letztendlich führt, so fehlt das Verständnis für die tägliche Arbeit. Schnell verliert man die Motivation und das Interesse an der Tätigkeit lässt nach. Stumpfe Routine breitet sich aus. Die Motivation kommt abhanden und die Arbeit erscheint langweilig. Wichtig sind hier Informations- und Kommunikationsregeln, die die Möglichkeit bieten, seine eigene Tätigkeit im Rahmen des gesamten Unternehmens besser einschätzen zu können.
Wie ich meine Situation hinterfragen kann:
Verstehe ich, warum ich was wann tue?
Kenne ich meinen Beitrag für das „Große und Ganze“?
Werde ich ausreichend informiert oder weiß ich wo oder bei wem ich mich informieren kann?

Handhabbarkeit

Hier geht es um die aktive Gestaltung der Arbeitsweise und Arbeitsmittel, die benötigt werden, um eine Aufgabe zu erfüllen. Die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Arbeitsumgebung und auf die Art und Weise wie etwas ausgeführt wird. Fehlen diese Möglichkeiten, so tritt bald das Gefühl auf, dass man nur noch ausführend und ohne die Chance auf Veränderung der Vorgänge seine Arbeiten ausführt. Frust macht sich breit. Geht etwas schief, macht man sich selbst verantwortlich. Im Gegenzug rechnet man Erfolge nicht sich selbst, sondern dem Zufall oder anderen Faktoren zu. Frust und das Gefühl, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, breiten sich aus. Das Gefühl der Überforderung nimmt zu und löst Stress aus. Gibt es aber ausreichend Möglichkeiten Einfluss zu nehmen und Informationen und Weiterbildung zu erhalten, so rechnet man sich den Erfolg eher selbst an und kann Fehler vermeiden. Dann erhöht sich die „Selbstwirksamkeit“, also Gefühl „Ich habe das erreicht.“
Wie ich meine Situation hinterfragen kann:
Habe ich die nötigen Arbeitsmittel und Qualifikationen, die ich für die Erledigung meiner Arbeit brauche?
Bekomme ich Unterstützung, wenn ich eine Aufgabe nicht selbst erledigen kann?
Gibt es ausreichend Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für mich?

Sinnhaftigkeit/Bedeutsamkeit

Hier geht es darum, dass die Tätigkeit einen subjektiven Sinn hat. Das heißt, dass der Einzelne in seiner Tätigkeit für sich selbst einen Sinn erkennen kann. Dass sie wichtig ist und auch dass sie in sein Leben passt. Dieser Punkt ist deswegen so entscheidend, weil darin die persönliche, ganz individuelle Einstellung zu einer konkreten Tätigkeit, aber auch zu einem Beruf insgesamt oder auch ganz allgemein zum Thema Arbeit zum Tragen kommen. Während der eine in einer Tätigkeit einen Sinn für sich sieht und sich selbst als Teil des Ganzen erlebt, kann es sein, dass ein anderer die selbe Tätigkeit für sich als eher sinnlos erlebt und sich in deren Ausführung extrem unwohl fühlt. Einfaches Beispiel: Macht mir Rechnen Spaß und ich kann gut mit Zahlen umgehen, ist tägliches Kalkulieren für mich eher leicht und motivierend. Fällt mir aber der Umgang mit Zahlen schwer und ich habe keinen Bezug dazu, dann belastet mich die Aufgabe nicht nur, ich erkenne auch oft keinen Sinn darin. Habe ich handwerkliches Geschick und arbeite gern mit meinen Händen, dann meine tägliche Arbeit am Bildschirm ohne Freude und Begeisterung. Gerade hier liegen oft die Ursachen für Frustration und Stress. Die gewählte Tätigkeit oder erlernte Beruf entspricht nicht unseren eigenen Fähigkeiten und Interessen, sondern folgt Einflüssen von Außen (Gesellschaft, Familie), finanziellen Notwendigkeiten oder mangelnder Selbstwahrnehmung. Oft suchen Menschen gerade hier den Erfolg, wo sie sie es sich am schwersten machen.
Wie ich meine Situation hinterfragen kann:
Ist meine Arbeit in meinen Augen sinnvoll und befriedigend?
Entspricht meine Aufgabe meinen Fähigkeiten und ich bin stolz auf meine Arbeit?
Fühle ich mich im Rahmen meiner Tätigkeit als Teil eine Ganzen?

Salutogene Arbeit soll Burnout verhindern.

Wenn das Kohärenzgefühl fehlt und Arbeit immer mehr zu einer täglichen Belastung wird, die einen auslaugt und demotiviert und gestresst nach Hause kommen lässt, dann wird es Zeit, etwas zu unternehmen. Der erste Schritt könnte sein, die o.g. Fragen für sich selbst zu beantworten und die Ursachen zu finden. Manches ist durch konkretes Nachfragen oder die Frage nach Unterstützung (Schulung, Fortbildung) oder durch Veränderung (Abläufe umstellen, Arbeitsmittel ändern) schon zu verbessern. Allein das aktive Angehen des Problems kann die Folgen eines Burnouts schon verhindern, da die Ohnmacht durch Aktivität ersetzt wird.

Mehr zu den Folgen des Burnouts in meinem Blog „Burnout ist das Ende einer Entwicklung

 

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