Burnout ist das Ende einer Entwicklung

Burnout - wenn alles zu viel ist.

Burnout ist keine Krankheit

Kälte, Müdigkeit und Freudlosigkeit machen sich breit und das Leben fängt an, schwer zu werden. Als Krankheitsbild wird der Begriff Burnout nicht verwendet. Es ist vielmehr ein Syndrom von verschiedenen psychovegetativen Symptomen, die nach individuell empfundener Belastung auftreten. Jeder Mensch reagiert auf Belastungen anders und findet auf die Fragen in seinem Leben eine andere Antwort. Deswegen ist Burnout für jeden mit einem anderen Erleben verbunden, hat letztendlich eine andere Gewichtung in den Ursachen. Vielfach wird Burnout mit unserer Arbeitswelt in Verbindung gebracht, aber auch bei anderen Herausforderungen können wir uns überfordern. So sind Beziehungsprobleme, zu hohe Anforderungen an die Freizeitgestaltung oder auch die Schule Bereiche, in denen immer wieder Burnout diagnostiziert wird. Es handelt sich um eine Fehlbelastung, die zu psychischen und somatischen Erkrankungen führen kann. Unser falscher Umgang mit uns selbst und unserer Umwelt führt zu einer Entwicklung, die uns in einer Art Abwärtsspirale immer weiter in den Sog der Überlastung zieht. Burnout ist eine Entwicklung, die immer weiter voranschreitet, wenn man nicht eingreift.

Matthias Burisch hat den Verlauf in 7 Stufen eingeteilt. Ich glaube es ist wichtig zu wissen, ob die beschriebenen Symptome schon aktuell sind. Deswegen zitiere ich diese Auflistung als Burnout-Verlauf nach Burisch an dieser Stelle.

1. Anfangsphase: Begeisterung und Idealismus, überhöhter Arbeitseinsatz, Erschöpfung
2. Reduziertes Engagement für die Arbeit und soziales Umfeld: Desillusionierung, Verlust von Empathie, Distanz, Widerwillen und Überdruss, Fehlzeiten, Arbeitsverkürzungen, das Gefühl ausgebeutet zu werden
3. Emotionale Reaktionen – Schuldzuweisungen, Depression oder Aggression: Schuldgefühle, reduzierte Selbstachtung, Abstumpfung, Pessimismus, Ruhelosigkeit, Schwächegefühl, Vorwürfe anderen gegenüber und Verleugnung der Eigenbeteiligung, Ungeduld, Intoleranz, Reizbarkeit, Misstrauen, Kälte
4. Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Motivation und Kreativität: Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Ungenauigkeit, Desorganisation, verringerte Initiative und Produktivität, Entscheidungsunfähigkeit, Schwarz-Weiß-Denken
5. Verflachung des emotionalen, sozialen und geistigen Lebens: Verflachung der Gefühlsreaktionen, Gleichgültigkeit, Meidung informeller Kontakte, Desinteresse, Einsamkeit
6. Psychosomatische Reaktionen – Auswirkungen auf die Gesundheit: Schwächung des Immunsystems, Schlafstörungen, Herzklopfen, Atembeschwerden, muskuläre Verspannungen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, erhöhter Konsum von Alkohol, Tabak und Drogen
7. Verzweiflung: Negative Lebenseinstellung, Hoffnungs- und Sinnlosigkeit, Selbstmordabsichten, existenzielle Verzweiflung

Burisch, M., Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung, 4. aktualisierte Auflage, Springer-Verlag, Heidelberg, 2010

Burnout wird zum Thema Nr. 1 in den Betrieben

Der Krankenstand in unseren Betrieben, der auf Burnout als Ursache zurückzuführen ist, gewinnt jedes Jahr mehr Bedeutung. Wenn man Rückenschmerzen, Migräne, Kopfschmerzen und immer wiederkehrende Erkältungskrankheiten mit den o.g. Folgen eines Burnouts in Verbindung setzt, dann wird das Überlastungssyndrom eigentlich zur häufigsten Ursache. Im betrieblichen Gesundheitswesen nimmt der Begriff eine zentrale Stelle ein. Mit dem Ziel, salutogene Arbeitsbedingungen zu schaffen, versucht man frühzeitig die Entstehung von Überforderung und Überlastung zu verhindern. Im Fokus der salutogenen (gesundheitsfördernden) Arbeit stehen Bedeutsamkeit, Verstehbarkeit und Handhabbarkeit für den einzelnen Menschen im Betrieb. Bei der Bedeutsamkeit geht es darum, ob eine Sache für die Person eine subjektive Bedeutung hat. Ist sie wichtig und passt sie ins Leben. Anforderungsvielfalt, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten bieten dafür eine Basis. Verstehbarkeit bezieht sich darauf, ob ein Vorgang nachvollziehbar ist und man erkennt, warum das so ist. Also erkennt man, warum man etwas tut und welchen Beitrag man leistet? Was ist das Ziel der Tätigkeit und wie wird der Erfolg kontrolliert? Handhabbarkeit bedeutet, die Kontrolle und Steuerung einer Situation im Griff zu haben. Stehen die notwendigen Mittel zur Verfügung, kann man seine Arbeitsumgebung mit gestalten? Wenn das alles fehlt, dann ist der Weg in den Burnout schon mal geebnet. Ob man ihn beschreitet, hängt dann von der eigenen Resilienz (Widerstandsfähigkeit) ab. Oder davon, rechtzeitig zu erkennen und entgegen zu wirken.

Frühwarnzeichen für Burnout erkennen und handeln

Ein Burnout kommt nicht wie eine Erkältung aus heiterem Himmel, sondern entwickelt sich langfristig. Jeder Mensch reagiert anders und hat andere Methoden, wie mit Stress umzugehen ist. Deswegen ist es schwierig allgemeingültig Warnzeichen aufzustellen. Bei dem einen sind es zuerst Verspannungen und Rückenschmerzen, die sofort auftreten. Bei einem anderen kommen zuerst Schlafstörungen, die belastend werden. Aber bei diesen Frühwarnzeichen sollte man hellhörig werden und nochmal genau hinhören, was gerade geschieht:

  1. Immer müde und erschöpft: Selbst nach dem Wochenende oder nach dem Urlaub, das Gefühl der Erschöpfung löst sich nicht auf. Selbst Morgens nach dem Aufstehen liegt die Müdigkeit bleischwer auf uns und alles ist schwer. Man könnte sich ständig hinlegen und schlafen.
  2. Der Schlaf wird schlechter: Obwohl man ständig müde ist, will der Schlaf aber nicht kommen. Lange wälzt man sich herum, bis man einschläft. Oder man ist plötzlich jeden Morgen vor dem Wecker wach und findet dann keine Ruhe mehr.
  3. Ein Gefühl der Fremdbestimmung: Der Gedanke, gar nicht mehr Herr seiner Situation zu sein, sondern nur noch Opfer der anderen, ist ebenfalls ein Warnzeichen unserer Psyche. Wir laufen den Dingen hinterher, sind überfordert und denken, dass wir es nicht ändern können, dass wir nur noch Befehlsempfänger sind.
  4. Die Fehler häufen sich: Mangelnde Konzentrationsfähigkeit und nachlassendes Gedächtnis aufgrund von Erschöpfung und Müdigkeit führen dazu, dass wir Fehler machen, Termine und Erledigungen vergessen.
  5. Nachlassende Freude: Schleichend beginnt es und dann ist es deutlich spürbar. Man hört seine Lieblingsmusik nicht mehr, das Hobby macht keine Freude mehr, Freunde besuchen wird als belastend empfunden. Erstmal muss die Arbeit gemacht werden, aber später will man auch gar nicht mehr.
  6. Neue körperliche Beschwerden: „Das kenne ich gar nicht von mir.“, höre ich oft in meiner Praxis. Auf einmal sind da die Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, ein juckender Ausschlag oder der Magen spielt verrückt. Wenn die körperlichen Symptome kommen, dann erst führt der Weg zum Arzt. Aber die Creme und die Schmerztablette helfen nicht.

Was kann man tun , wenn man spürt, dass etwas nicht stimmt?

Es gibt viele Ratgeber, die in dieser Situation helfen können. Bücher, Berichte, Therapien. Das Angebot ist so vielfältig wie unübersichtlich. Meine Erfahrung ist, dass das was vielen anderen hilft, nicht unbedingt mir helfen wird. Allererste Maßnahme, wenn man merkt, dass es zu viel wird, ist beobachten. Nicht wahllos mit irgendwas reagieren und Meditationen oder Yogastunden buchen. Das ist nur zusätzliche Verpflichtung. Erstmal erkennen, was wirklich los ist. Wo sind die stärksten Antreiber in mir? Was denke ich so den ganzen Tag über mich? Denn die inneren Antreiber sind es, die uns in die Falle locken. Also mal in Ruhe hinsetzen, 15 Minuten Zeit für sich nehmen. Zettel und Stift parat legen. Den Tag Revue passieren lassen und einfach alle Gedanken dazu aufschreiben. Ungefiltert, ungeordnet – egal. Oft wird einem erst jetzt wirklich bewusst, in welcher Situation man sich befindet, wenn man diesen Zettel dann liest. Diese Methode soll helfen, konkrete Maßnahmen dort anzusetzen, wo die Belastung am stärksten wirkt und Dinge zu erkennen, die sich völlig unnötig in den Vordergrund geschoben haben. Zweite schnelle Maßnahme ist eine veränderte Zeiteinteilung. Es ist bei jedem anders, der eine muss sich das Ziel vornehmen, einfach mal wirklich um 18 Uhr die Arbeit zu beenden und Sonntag arbeitsfrei zu halten. Ein anderer stellt fest, dass er spätestens um 23 Uhr im Bett sein muss, um am nächsten Tag erholt zu sein. Manchmal ist es einfach die mit sich selbst fest vereinbarte einstündige Mittagspause oder die 15 Minuten Bewegung zwischendurch. Es ist wieder egal, wo man ansetzt, es geht darum Auszeiten zu finden, auszusteigen aus dem Trott. Stopp sagen zu können zu anderen aber auch zu sich selbst.

Es gibt viele schnelle und einfache Maßnahmen, die sich positiv auswirken und nicht gleich das ganze Leben auf den Kopf stellen. Je früher man damit beginnt, umso so schneller stoppt man die Abwärtsspirale des Burnouts.

 

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Test zur Selbsteinschätzung: »Wie wirken sich Stress und Belastungen auf mich aus?«

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