Unser Weltbild – Die Welt in der wir leben.

In der Kindheit sind die Furchen gezogen und die Saat ist ausgebracht.

Jeder trägt seine ganz eigene Sicht der Welt in sich.

Unser Weltbild wir durch unsere Einstellungen bestimmt. Unser Weltbild erklärt uns auch unsere Umgebung im Außen. In der Kindheit sind die Furchen gezogen und die Saat ist ausgebracht. Was ist gut, was ist böse. Was passt zu mir, was nicht. In der Kindheit entsteht schon früh dieses grundsätzliche erste Weltbild und ändert sich in den Jahren nur wenig. Oft sind wir als Erwachsener mit Einstellungen konfrontiert, die wir uns als kleines Kind geprägt haben. Diese frühe Prägung beeinflusst, was unsere Sinne wahrnehmen. Was in unser Weltbild passt, sehen wir, was nicht dazu passt, ignorieren oder übersehen wir.

Was lernen wir als Kind in den ersten 6 Lebensjahren, wenn es um unser grundlegendes Weltbild geht? Von Freud her kennen wir das erste Modell aus der Psychoanalyse, in der die psychische Entwicklung des Kindes in orale, anale, ödipale und nach einer Latenzperiode bis zu einem Alter von ca. 11 Jahren dann in die genitale Phase übergeht. Auf Basis dieses ersten Modells entwickelten sich im Laufe der Jahre weitere Modelle, die die Ich- und Identitätsentwicklung mehr ins Zentrum rückten. Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung ist ein entwicklungspsychologisches Modell des Psychoanalytikers Erik H. Erikson (1902–1994) und seiner Ehefrau und geistigen Weggefährtin Joan Erikson (1903–1997).

Siehe hierzu Details auch bei Wikipedia.

Ich möchte hier nicht auf alle Details eingehen, aber die folgende Liste verdeutlicht, welche Entwicklungsstadien wir schon in frühester Kindheit durchlaufen und warum die Erlebnisse, die wir dort erfahren unser Weltbild für später prägen. Wenn unser Weg ins Leben startet besteht unser Weltbild erst mal nur aus unserer Mutter. Jeder weitere Weg in die uns umgebende Welt vermittelt uns wichtige Erfahrungen und wir reagieren instinktiv darauf, um unser Überleben zu sichern. Die einzelnen Stufen bauen aufeinander auf und stellen für sich immer einen Konflikt dar, dem wir uns von früh an stellen und unsere Antwort dazu finden. Dabei hört der Konflikt nicht auf, sondern wir tragen nur eine Lösung mit uns mit. Später kommen weitere Stufen in Jugend- und Erwachsenenalter hinzu. Ich führe nur die ersten 4 Stadien auf, in denen unser Weltbild grundlegend geformt wird.

Ich habe hier Auszüge aus einer Zusammenfassung von der Theorie Eriksons für die ersten 4 Stufen zitiert.

(Quelle: Entwicklungs-psychologisches Modell nach Erik H. Erikson, eine Zusammenfassung bei Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Stufenmodell_der_psychosozialen_Entwicklung.)
Stadium 1: Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen (1. Lebensjahr)
„Ich bin, was man mir gibt.“

Im ersten Lebensjahr besteht die Welt des Kindes aus der es umsorgenden Mutter, die das Kind nährt, wärmt und mit ihm in Kontakt tritt. Das hilflose Baby ist auf die Anwesenheit und Fürsorge dieser ersten Bezugsperson angewiesen. Kann es sich darauf verlassen, fühlt es sich versorgt und umsorgt, so nimmt das Kind ein Urvertrauen mit in seine Welt. Sind aber körperliche Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung etc. nicht verlässlich da oder werden sie gar verweigert, so entstehen Bedrohungsgefühle und Ängste – das Ur-Misstrauen entsteht. Diese infantilen Gefühle des „Verlassenseins“ können dann später zu einer Fixierung durch zu starke orale Frustration führen und zeigt sich in oralen Charakterzügen wie Reizhunger, Gier, Leere-Gefühle, Depression, Ur-Misstrauen, starken Abhängigkeitswünschen.

Stadium 2: Autonomie vs. Scham und Zweifel (2. bis 3. Lebensjahr)
„Ich bin was ich will.“

Erikson bezeichnet dieses Stadium als „entscheidend für das Verhältnis zwischen Liebe und Hass, Bereitwilligkeit und Trotz, freier Selbstäußerung und Gedrücktheit“. Eine zunehmende Autonomieentwicklung des Kindes wird zur Grundlage für ein positives Selbstkonzept und einer positiven Identität. Das setzt aber ein vorhandenes Vertrauen aus dem ersten Stadium voraus. Das Kind drückt nun Wut, Freude, Trotz etc. aus und muss sich da weiter auf das „Vertrauenkönnen „verlassen. Werden dem dem Kind aber diese Ausdrucksweisen verwehrt oder es wird sogar dafür bestraft, dann verhindern Scham, Schuld und Zweifel diese positive Entwicklung der Ausdruckfähigkeit der eigenen Persönlichkeit. Eigene Wünsche werden als schmutzig, nicht akzeptabel oder schlecht bewertet. Wenn das geschieht, werden schließlich Scham und der Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Fixierungen ergeben sich durch strenge Erziehung und zeigen sich in zwanghaften Charakterzügen: kleinlich oder geizig in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld; Betonung von Recht und Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß; perfektionistische Ansprüche; frühreifes strenges Gewissen, sehr selbstkritisch; Unsicherheit und Zweifel an sich selbst; Putzzwang oder Waschzwang.

Stadium 3: Initiative vs. Schuldgefühl (4- bis 5. Lebensjahr)
„Ich bin, was ich mir vorstellen kann, zu werden.“

Die symbiotische Beziehung zwischen Mutter und Kind öffnet sich, und das Kind erkennt die Bedeutung anderer Personen im Leben der Mutter. In dieser Phase sprechen Erikson wie auch Freud vom Ödipuskomplex, der Hinwendung zum Vater. Vor allem geht es um die kindlche Moralentwicklung. Das Kind fühlt sich wegen seiner „Missetaten“ beschämt und schuldig. Diese natürlich Entwicklung von Schuld und Scham darf aber nicht von den Eltern überlastet werden. Denn wenn das Kind verinnerlicht, dass es selbst und seine Bedürfnisse dem Wesen nach schlecht seien, wird seine Seele starr. Wird diese Krise vom Kund bewältigt, wird es seine Initiativen in Richtung Leistung und UNabhängigkeit mit Energie verfolgen aber ohne belastende Fixierungen, die durch Angst und Schuldgefühle entstehen können. Sie führen dann zu einer Selbsteinschränkung, gemäß den eigenen Fähigkeiten, Gefühlen, Wünschen zu leben. Es kann auch zu einer Überkompensation kommen, ständig initiativ sein zu müssen, als bestünde ihr Wert nur in der eigenen Leistung. Schuldkomplexe, Übergewissenhaftigkeit sowie hysterische Symptome können hier ebenso entstehen.

Stadium 4: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)
„Ich bin, was ich lerne.“

Kinder in diesem Alter wollen zuschauen, beobachten, teilnehmen und mitmachen; sie wollen, dass man ihnen zeigt, wie sie sich mit etwas beschäftigen und mit anderen zusammenarbeiten können. Das Bedürfnis des Kindes, etwas Nützliches und Gutes zu machen, bezeichnet Erikson als Werksinn bzw. Kompetenz. Kinder wollen nicht mehr „so tun, als ob“ – jetzt spielt das Gefühl, an der Welt der Erwachsenen teilnehmen zu können, eine große Rolle. Sie wollen etwas herstellen (z. B. mit Knetmasse) und dafür Anerkennung erhalten, ebenso für ihre kognitiven Leistungen. In dieser Phase kann sich im Kind ein Gefühl der Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit entwickeln, zum Beispiel wenn der Werksinn des Kindes überstrapaziert wird. Überschätzung – egal ob vom Kind oder von seiner Umwelt ausgehend – kann zum Scheitern führen, Unterschätzung zum Minderwertigkeitsgefühl. Fixierungen können entstehen: zum einen Ängste (Angst vor dem Arbeiten und Leisten, Angst vor Versagen) und zum anderen Überkompensationen (Arbeits- und Pflichtversessenheit, um Anerkennung durch Arbeit und Leistung zu erhalten).

So begleitet unser Weltbild uns durch das ganze Leben.

Das alles bedeutet, dass wir in den ersten Lebensjahren grundsätzliche Erfahrungen zu unserer Umwelt und zu uns selbst gemacht haben, die uns dann in unser Leben begleiten. Fühlten wir uns umsorgt und versorgt, gehen wir mit Vertrauen durchs Leben und können uns Menschen leicht nähern. War Autonomie und Abgrenzung ebenso wie Wut und Trotz in unserer Kindheit akzeptiert, werden wir auch als Erwachsener Nähe und Distanz ausgewogen leben und unsere Emotionen ausdrücken können. Wenn aber das Gegenteil der Fall ist, dann erfahren wir diesen unerklärlichen Widerstand in unserem Leben. Suchen Nähe, können sie aber nicht lange ertragen. Wir schämen uns für aufkommende Gefühle und weichen ihnen lieber aus. Wir versuchen durch Leistung und Perfektion Kritik und Ablehnung zu entgehen. Die Liste wäre noch viel länger fortzusetzen und ich glaube, dass viele von uns sich in manchen dieser Beschreibungen wieder findet.

Deswegen ist es so wichtig, den Weg in die Kindheit zu finden und die ersten Erfahrungen mit einzubeziehen, um heutige, aktuelle Fragen klären zu können. Wir folgen dem inneren Kind in sein erste Welt, um unsere Welt der Erwachsenen besser zu verstehen und wichtige Informationen über uns zu finden. Denn ändert sich die Einstellung zu dieser Welt, können wir dort heilend Erfahrungen verändern, dann verändert sich auch unser Weltbild im Heute.

 

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